Objekt des Monats Mai 2020
Objektinfos:
Die Studie einer Tulpe ist Teil einer Serie von vier Bildern gleichen Sujets. Die vier Bilder sind Teil der Sammlung des Erkenbert-Museums und wurden in jüngerer Zeit zusammen in einen mehrteiligen Rahmen montiert. Die Technik ist Aquarell und Gouache auf Pergament. Auf dem Hintergrund ist der Name der Sorte, "Marcus Aurelius Augustus", sowie das Gewicht in Asen vermerkt.
Zum Künstler:
Der Maler Jacob Marrel (1614-1681) kam als Nachkomme wallonischer Glaubensflüchtlinge in Frankenthal zur Welt. Sein Vater war Stadtschreiber und sein Großvater Juwelier in Frankenthal. Jacob Marrel war als Blumen- und Stillebenmaler tätig. In späteren Jahren wirkte er in Utrecht und handelte dort auch mit Tulpenzwiebeln. Typisch sind seine Porträts seltener und hochpreisiger Blumenzüchtungen.
Historischer Kontext: Tulpen
Die ursprünglich aus der Türkei stammenden Tulpen waren im 16. Jahrhundert nach Europa gelangt. Im Lauf des 17. Jahrhunderts wurden sie in den Niederlanden zu Spekulationsobjekten. Wohlhabende Kaufleite hatten sich auf das Sammeln verlegt. Spekulanten stiegen in das Geschäft ein.
Bald schon überstieg der Preis einer Zwiebel den Jahreslohn eines Handwerkers um das Vielfache und lag selbst bei "einfachen" Sorten beim Mehrfachen des Goldpreises. Für Pflanzen mit ungewöhnlichem Erscheinungsbild, wie die hier von Marrel dargestellte rot-weiß geflammte Tulpe, wurde ein Vermögen gezahlt. Daher ist auf dem Gemälde neben dem klangvollen Namen der Sorte, "Marcus Aurelius Augustus", auch deren Gewicht in Asen angegeben - die Einheit Asen ist aus dem Goldhandel entlehnt.
Von der Blume zum Gemälde
In der Hochphase der Tulpenmanie Mitte der Dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts erschienen Verkaufskataloge, die mit Bildern der Tuplen in Kupferstich-Technik ausgestattet waren. Die vier Bilder aus unserer Sammlung sind jedoch eher als Erinnerungsbilder für einen wohlhabenden Besitzer dieser Kostbarkeiten gedacht, wenn auch der systematische Aspekt bewahrt bleibt. Hierauf weist das kostbare Material des Malgrundes hin: Pergament, die makellose Haut ungeborener Lämmer.
Von der Blume zum Dekor
Obwohl der Preis in den folgenden Jahrhunderten nie wieder das hohe Niveau aus der Zeit des Tulpenrauschs erreichte, waren Tulpen mit ungewöhnlicher Zeichnung als Dekor auf Tischgeschirr auch in späteren Epochen beliebt. Zu sehen ist das auf zahlreichen Porzellanen des 18. Jahrhunderts aus der Frankenthaler Porzellanmanufaktur.