Objekt des Monats Juni 2020
Objektinfos:
Das Ölgemälde stellt eine Nymphe dar, die im Wald an einem Flusslauf angelt. Im Gras neben der unbekleideten Schönheit ist eine griechische Amphore abgelegt, um auf den antiken Kontext des Sujets hinzuweisen.
Die Haltung der Nymphe mit den übereinander geschlagenen Beinen übt in der Seitenansicht einen besonderen ästhetischen Reiz aus. Die Wendung des Kopfes dagegen bringt die Gesichtszüge zur Geltung und ist aus dem Tun der Figur abgeleitet: Aus scheinbar züchtig niedergeschlagenen Augen betrachtet die Nymphe ein zappelndes Fischlein, das ihr an die Angel gegangen ist.
Signiert und datiert: "C. Willich fecit 1869"
Originalgröße: 106 x 86 cm, gerahmt
Zum Künstler:
Caesar Willich (1825-1886) wurde am 20. November 1825 als Sohn eines Advokat-Anwalts in Frankenthal geboren. Dort besuchte er auch das Gymnasium. Im Anschluss nahm er ein Studium der Malerei an der Kunstakedemie in Berlin auf. 1846 wechselte er nach München. Nach einem Aufenthalt in der Schweiz führte in sein Weg über Antwerpen, wo er einige Jahre lebte, sowie Paris. In den späten 1950er Jahren verschlug es in nach Rom. 1861 kehrte er nach München zurück.
Caesar unterhielt rege Kontakte zu anderen Künstlern, aber auch Architekten und Archäologen. Seine Wege kreuzen sich unter anderem immer wieder mit denen des großen deutschen Malers Anselm Feuerbach.
Historischer Kontext: Nacktheit in der Kunst
Die Amphore auf dem Gemälde, so unscheinbar sie sein mag, verweist nicht nur auf den Kontext der Antike, sondern war auch ein Kunstgriff des Malers, um dem Vorwurf der Anstößigkeit seines Bildthemas zuvorzukommen: Nacktheit in bildlichen Darstellungen war im 19. Jahrhundert salonfähig, solange sie in der Antike angesiedelt wurde.
Das Werk Cäsar Willichs
In Paris und Rom widmete sich Cäsar Willich vor allem der Porträtmalerei. Sein bekanntestes Porträt dürfte das von Richard Wagner sein, ein Auftragswerk. In München verschrieb er sich insbesondere der Aktdarstellung. In dieser Zeit entstand auch das vorgestellte Gemälde.
Das Erkenbert-Museum besitzt einige weitere Werke des Künstlers, darunter Porträtgemälde und zwei Skizzenbücher mit Darstellungen italienischer Landschaften, die vor allem in Cäsars Zeit in Rom entstanden sind.