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Erkenbert-Museum

Oktober 2020

Objekt des Monats Oktober 2020

Glockenguss

Die Glockengießerei ist ein traditionsreiches Gewerbe. Das bringt mit sich, dass "Betriebsgeheimnisse" gehütet und von Generation zu Generation weitergereicht werden. Nicht selten bestimmen sie über Erfolg oder Niedergang einer Fabrik.

Ein solches Betriebsgeheimnis sind die Modelle für Form, Profil, innere und äußere Struktur der Glocken. Sie werden als "Rippen" bezeichnet. 

Glocken werden meist durch Gießen in eine Form hergestellt. Das verwendete Material, üblicherweise Kupfer und Zinn, wird "Glockenspeise" genannt. Der Guss mit Hilfe einer Form aus Lehm wurde im angehenden Hochmittelalter erfunden. Die verwendete Rippe ist wesentlich für das Klangbild der Glocke verantwortlich. Aus Holz geschnitten, verleiht sie Kern, Hülle und dem hohl konstruierten Lehmkörper seine Gestalt. Der Lehmkörper wird später durch die Glockenspeise ersetzt.

Tonhöhe und Abklingdauer aller Töne werden jedoch auch vom Gussmaterial beeinflusst. Erst nach dem Guss, dem Abkühlen und dem Säubern der Glocke kann der Klang analysiert werden. Der Ausgang des Gießprozesses enthält etliche Unwägbarkeiten, nicht selten musste nachgearbeitet oder sogar das Ergebnis komplett verworfen und erneut gegossen werden. 

Damit am Ende auch "der richtige Ton angeschlagen" werden kann, wird der Klang mit Stimmgabeln und Hämmerchen überprüft, wie sie im ausgestellten Ledermäppchen zu sehen sind.

Analyse und Stimmen einer Glocke

Der Klang einer Glocke umfasst bis zu fünfzig Teiltöne. Nicht alle können vom menschlichen Ohr überhaupt wahrgenommen werden. Das Klangbild wird von verschiedenen Prinzipal- und Mixturtönen (Oktaven, Quinten, Terzen) bestimmt, die harmonisch aufeinander bezogen sein sollten. Sie liegen auf unterschiedlichen Bereichen der Glocken"flanke".

Die 13 Stimmgabeln aus der Glockengießere Hamm ausgepackt

Die Analyse des Klangs erfolgt mittels Stimmgabeln. Ältere Modelle wie das gezeigte Set sind auf jeweils einen Ton gestimmt. 

Barthelmesssche Stimmgabel

Die so genannte "Barthelmess'sche Stimmgabel" jedoch, die ebenfalls gezeigt wird und um 19. Jahrhundert entwickelt wurde, verfügt über zwei Stellschrauben, die auf einer in die Stimmgabel gravierten Skala neben ganzen Tönen auch Halb- und Vierteltöne anzeigen. Je nach Versetzen der Schrauben an der Gabel schwingt die Glocke nach Anschlagen der Stimmgabel mit dem Hammer in dem auf der Skala angezeigten Ton - vorausgesetzt, das Klangbild der geprüften Glocke enthält diesen. Hierzu wird das Ende der Stimmhabel an verschiedenen Stellen der Glockenflanke aufgesetzt, an denen die Töne liegen. Die Glocke "antwortet", sobald die passende Frequenz geschlagen wird.

Glocken können nach dem Guss noch nachgestimmt werden, indem man die Rippe nach dem Guss verändert. Zur Neustimmung des Tones wird die Glocke in bestimmten Bereichen rundum abgeschliffen. In den Bereichen, in denen die Teiltöne angesiedelt sind, muss zumeist ebenfalls nachgearbeitet werden, damit Schlagton und Teiltöne aufeinander abgestimmt sind.

Jede gegossene Glocke ist ein Unikat mit individuellem Klang.

Die Glockengießerei Hamm

Mitte des 19. Jahrhunderts gründete Andreas Hamm in Frankenthal eine Glockengießerei und knüpfte damit an die Tradition der Schrader'schen Glockenfabrik des 18. Jahrhunderts an. Das wohl bekannteste Fabrikat der Glockengießerei Hamm ist die so genannte "Kaiserglocke", die 1874 für den Kölner Dom gegossen wurde. Dies war bereits die 898. Glocke aus der Glockengießerei Hamm!


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