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Objekt des Monats

Mai 2022

Zwei Ausführungen einer Figur aus der Porzellanfabrik Friedrich Wessel

Gleich in zwei verschiedenen Ausführungen begrüßt ein Blumenmädchen die Besucher der Stadtbücherei im Mai.

Die beiden Porzellanfiguren mit Spitzenelementen und aufgesetzten Blüten stammen aus der Porzellanfabrik Friedrich Wilhelm Wessels, die im 20. Jahrhundert in Frankenthal ansässig war. Spitzenelemente, wie sie hier an den Röcken der Figuren zu sehen sind, sind ein typisches Merkmal für Porzellan aus Thüringen; insbesondere verbindet man damit Rudolstadt. In Rudolstadt betrieb Friedrich Wessel bis 1947 eine Firma für Maschinen- und Gerätebau für die Porzellanindustrie und war mit diesen Werken daher bestens vertraut. 

Objekt des Monats Mai: Blumenmädchen von Wessel (Figur 2)


Nach dem Krieg wollte Wessel selbst Porzellan fertigen und fand in Frankenthal einen geeigneten Standort: Zum einen kann Frankenthal auf seine Porzellantradition durch die Fabrik im 18. Jahrhundert verweisen, die Kurfürst Carl Theodor mit Luxusgut belieferte, zum anderen sicherte die vom Krieg stark zerstörte Stadt Unterstützung zu, um die eigene Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und da genug Gelände zur Verfügung stand.

Mit zunächst nur zwei Mitarbeitern nahm Wessel am 1. September 1949 die Produktion in Frankenthal in dem Gebäude auf, in dem heute das Mehrgenerationenhaus zuhause ist. Der Erfolg des überwiegend für die breite Masse gefertigten Zier- und Gebrauchsporzellans ließ nicht lange auf sich warten, und so konnte die Fabrik 1953 bereits 150 Mitarbeiter beschäftigen und ihr Betriebsgelände vergrößern.

Porzellantradition in Frankenthal?

Auch wenn Wessel Frankenthal als neue Wirkungsstätte erwählte, da die Stadt im 18. Jahrhundert eine sehr erfolgreiche Porzellanmanufaktur beheimatete, gibt es nur äußerst wenig Gemeinsamkeiten zwischen der "alten" und der "neuen" Frankenthaler Manufaktur. Das Porzellan zur Zeit Carl Theodors war vor allem für den Hof und Repräsentationszwecke bestimmt. Friedrich Wessels figürliche Porzellane fanden vor allem im Ausland Absatz und finden sich noch heute in US-amerikanischen Auktionen. Dennoch nutzte Wessel anfangs die im 18. Jahrhundert etablierte Porzellanmarke mit der Kurfürstenkrone und "CT" für Carl Theodor. Nicht verwunderlich aus heutiger Sicht, dass es zu einem Rechtsstreit über die Verwendung der Marke kam und Wessel die weitere Nutzung der Marke - auf den beiden Figuren hier noch zu sehen - bereits 1952 untersagt wurde.

Auch bediente sich Wessel nicht der Modelle der Manufaktur aus dem 17. Jahrhundert, sondern verwendete eigene Entwürfe sowie Formen aus Thüringen und später auch Passau. "Alte" Frankenthaler Formen aus dem 18. Jahrhundert wurden in die Betriebe van Recums in Grünstadt, die Manufaktur Nymphenburg und über Grünstadt später in die  Rheinische Porzellanfabrik "gerettet" und dort später in machen Fällen auch noch für Ausformungen verwendet. Nymphenburg  verwendete ebenfalls die oben erwähnte CT-Marke und bekam 1952 die Nutzungsrechte zugesprochen.

Spitze trifft Porzellan

1884 wurden erstmals in einer Manufaktur in Sitzendorf Figuren mit "Porzellanspitze" hergestellt. Bei der äußerst filigranen Technik wird echte Spitze - nicht etwa aus Porzellan modellierte Spitzenform - in verdünnte Porzellanmasse getaucht und dann an der Figur angebracht. Die eigentliche Spitze geht beim Brennen dann verloren, so dass nur die Struktur zurück bleibt. Leider ist dieser hauchdünne Belag sehr empfindlich, so dass nicht nur bei der Anbringung extremes Fingerspitzengefühl erforderlich ist, sondern auch später bei der Lagerung der Figuren der Sptzenbeschlag oft zerbricht. Typische Beschädigungen sind auch an den ausgestellten Figuren zu sehen und entstehen leicht schon durch einfaches Aufliegen der Spitzenelemente auf Böden, Kisten oder anderen Figuren.



Information:

Irina Haas, Sekretariat des Erkenbert-Museums

Erkenbert-Museum Frankenthal

museum@frankenthal.de

Tel. 06233 89-495

Detail Objekt des Monats Mai

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