Erkenbert-Museum Service 

Erkenbert-Museum

OBJEKT DES mONATS

Das Objekt des Monats August in der Stadtbücherei

Urlaubsgrüße von zuhause 

Als am 25. Januar 1932 der erste Spatenstich für das Strandbad erfolgte, folgte dies dem Wunsch nach einem  "Ort zum Ausruhen von Lasten und Mühen" vor allem auch für alle Frankenthaler Bürger, für die eine Fahrt in den Urlaub andernorts nicht möglich war. Was heute eine Anlage mit drei Schwimmbecken, einem Kinderbereich, einem Weiher, einem Rundweg mit Barfußpfad und großen Liegewiesen unter Weiden oder auf dem „Monte“ ist, waren vor 1932 noch die so genannten „Schmidt'schen Weiher“ und ein Bereich um den sogenannten „Siegfriedbrunnen“. 1932 wurde dann einer der Weiher zum Badeweiher mit Strandabschnitt umgestaltet, im anderen wurde ein Schwanenpaar angesiedelt.  Die gechlorten Schwimmbecken gab es bis 1961 nicht, erst 1967 kam eine Wasserwärmanlage zur Regulierung der Wassertemperatur in den Schwimmbecken dazu.
Über Ansichtskarten lässt sich die Entwicklung der Freizeitanlage gut nachvollziehen. Über die Zeit kamen und gingen Rutschbahnen, Sprungtürme und Stege zunächst rund um den Badeweiher, dann in den Schwimmbecken mit gefiltertem Wasser.

Die erste Postkarte wurde übrigens 1869 versendet und war ein Geschäftsschreiben ohne Bebilderung. Die erste bebilderte Postkarte folgte 1870. Anfangs musste man seinen Text um das Bild herum schreiben, da die andere Seite allein den Adressen und Stempeln vorbehalten war.

Die Entstehung des Strandbads

Noch bevor es das Strandbad gab, konnte man ganz im Süden von Frankenthal in einem aus der Isenach abgeleiteten Becken schwimmen. Das "Schwimmbad an der Postbrücke" befand sich in etwa dort, wo heute Gate 99 ist; als Postbrücke ("Brücke aus Pfosten") bezeichnet man heute noch teils die Überführung der Mahlastraße über die Isenach am Ortausgang Richtung Studernheim zwischen der Einfahrt zu Gate 99/Kid's Inn Indoor und dem Vereinsgelände Hund und Sport Frankenthal e.V. . Das Becken war 80 Meter lang und 20 Meter breit; eine Baracke diente als Umkleide. Es entstand 1893; der endgültige Abriss der Anlage erfolgte 1939.

1929 beschloss man den Bau eines größeren "Strandbads" nach der Vorlage der Willersinn'schen Weiher in Oppau. In Frankenthal hatte die Firma Paul Schmidt & Sohn im Flurgebiet "Kleiner Wald" und der Gewann "Am Siegfriedbrunnen" Weiher für den Gewinn von Ziegelbeton und Ton ausgebaggert. Der Betrieb der Ziegelei wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingestellt, so dass sich die Weiher nun gut für den Bau eines Strandbad ähnlich den Willersinn'schen Weihern anboten.

Aufgrund der Finanzknappheit der 1920er Jahre konnte der tatsächliche Bau erst 1932 beginnen. Spatenstich war am 25.02.1932. Die Arbeiten zum Ausheben des Weihers auf eine  Tiefe von bis 4 Metern und dem Anlegen eines strandartigen Uferbereichs erbrachte ein freiwilliger Arbeitsdienst aus 80 Arbeitern, wobei das Wort "freiwillig" hier mit Vorsicht zu genießen ist, da aufgrund des finanziellen Notstands und hoher Arbeitslosigkeit zahlreiche Familien Not litten und darauf angewiesen waren, das eine Person Geld verdiente. Der "freiwillige Arbeitsdienst" war 1932 eine der wenigen Optionen für Familienväter.

Die erste Phase des Strandbads: Ein Badeweiher zum Ausruhen von Lasten und Mühen

Das Strandbad wurde am 1. Juli 1933 eröffnet. Aus den beiden Schmidt'schen Weihern war ein Badesee sowie ein Schwanenweiher entstanden: Im kleineren Weiher wurde ein Schwanenpaar angesiedelt und er wurde – wie auch heute noch – nicht zum Baden freigegeben. Beide Weiher zusammen umfassten eine Fläche von 42.000 m² mit 13.000 m² Sandstrand. Die mittlere Tiefe betrug damals nur 3,5 Meter. An der Nordseite wurde eine Rutschbahn errichtet, in der Südwestecke des Weihers Nichtschwimmerbereiche, die durch betonierte Laufstiege abgetrennt waren. In der Nordwestecke hatte man durch schwimmende Stege einen 50-Meter-Bahn geschaffen, daneben folgte 1934 ein Sprungturm mit 1-Meter-Brettern und einem 3-Meter-Brett. Spitzenzahlen waren 7.000 Besucher am Tag. 1941 wurden Spielwiesen mit einem "satten" Rasen ausgestattet und der Strand bekam eine neue Kiesdecke. Dadurch wandelte sich das Bad mehr und mehr zur Freizeitanlage, an der sich vor allem die arbeitende Bevölkerung Frankenthals "von des Tages Lasten und Mühen ausruht" (laut Frankenthaler Zeitung).

1949 fand auf Initiative der Stadträtin und AWO-Vorsitzenden Mina Merz das erste Strandbadlager statt. 1957 wurde die in den 1930er Jahren von Georg Schubert begonnene Siegfried-Statue in der Parkanlage aufgestellt. Das Motiv des Siegfrieds geht auf die Bezeichnung des Gebiets als "Siegfriedbrunnen" zurück, da eine Legende besagte, dass Siegfried an dieser Stelle auf mystische Weise einen Brunnen für eine Jagdgesellschaft entspringen ließ.

Ergänzung um beheizte und gechlorchte Schwimmbecken

1961 wurde das für das Gebiet bereits bekannte Problem mit dem Grundwasserspiegel so drastisch, dass ein durchgehender Badebetrieb vor allem für Schwimmunterricht und der Betrieb der Freizeitanlagen wie Rutschbahn und Sprungturm aufgrund zu niederen Wassers nicht aufrecht erhalten werden konnte. Ein Lösungsversuch war die Vertiefung des Badeweihers auf rund 13 Meter Tiefe. Hinzu kamen aber auch vom Weiher unabhängige Schwimmbecken mit gefiltertem Wasser, die ab 1967 auch durch eine Wasserwärmeanlage beheizt wurden. Die ersten Becken waren das Sportbecken mit der wettbewerbstauglichen 50-Meter-Bahn und das Lehrschwimmbecken. 1963 folgten das Nichtschwimmerbecken (heute auch als "Sternbecken" bezeichnet) und ein Kinderplanschbecken direkt neben dem Lehrschwimbecken.
Durch die Beheizung der Becken konnten die Besucherzahlen verdoppelt und die Öffnungsphasen verlängert werden. 1977 fand auf dem Gelände das erste offizielle Strandbadfest statt.

Heute ist das Strandbad eine moderne Freizeitanlage auf einer Fläche von 70.000 m². Dem ersten Kinderplanschbecken neben dem Lehrschwimmbecken folgte ein bis 2014 bestehendes Kinderbecken gegenüber dem 50-Meter-Becken, das wiederum 2015 durch die "Piratenbucht" mit Wasserrutsche, Schwallduschen und Wasserkanonen an gleicher Stelle abgelöst wurde. Schwimmerbecken, Nichtschwimmerbecken und Lehrschwimmbecken bestehen nach wie vor. Auf den Liegewiesen sind Spielplätze, Ruhebereiche und eine Parcours-Anlage entstanden. Alter Baumbestand machen den Rundweg um Bade- und Schwanenweiher auch außerhalb der Saison zum beliebten Anzugspunkt für Spaziergänge.

Mehr zu den Objekten

Postkarten mit Ansichten des Frankenthaler Strandbads

Datierung: 1940-ca. 1990

Maße: H 14x9 cm / 15 x 10,5 cm

Erkenbert-Museum, Inv.-Nr. G 002.118

Collage Historische Postkarten mit historischen Ansichten des Frankenthaler Strandbads
Postkarten mit Ansichten des Strandbads zwischen 1930 und 1990

Objekt des Monats

Das „Objekt des Monats“ ist ein gemeinsames Projekt des Erkenbert-Museums und der Stadtbücherei, bei dem im Wechsel besondere Objekte des Museums in einer Vitrine im Eingangsbereich der Stadtbücherei ausgestellt werden. Hintergrund ist die derzeitige Schließung des Museums aufgrund anstehender Sanierungsarbeiten. Das Museum wird in dieser Zeit mit einer Reihe von Aktionen und Ausstellungen unter dem Motto „Das Museum in der Stadt“ für die Öffentlichkeit sichtbar bleiben.

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