Text von Emma T.W. Hoff
Es war einmal…
Bitte Rumpelstilzchen! Jetzt spinn´ mir das Stroh schon zu Gold! Es wäre zu einfach zu sagen, dass Vieles eine Frage der Zeit ist. Eine Idee zu haben und diese auch umzusetzen sind ja zweierlei Paar Schuhe. Oft fehlt ganz einfach das Gewusst wie; ob Rumpelstilzchen dabei eine Hilfe sein kann bleibt dahingestellt. Sehnsucht jedoch ist ein Indikator, ob im Einzelnen oder im gesellschaftlichen, der in uns Wünsche nach Veränderungen hervorruft. Sehnsucht, dass nicht nur dem Einzelnen, sondern allen ein Wohlsein ermöglicht. Sehnsucht, dass dieser Irrsinn von Kriegen, Hunger, Dummheit, Intoleranz und Greul ein Ende hat. Sehnsucht nach rosa Zeiten, nach Einem Wellness für Alle. Doch Laibach zeigt, dass dieser Wunsch ein sehr schöner, jedoch zugleich auch ein absurder ist. Mit Rosa, der Wärmflasche, und Anatol, dem Schneemann wird dieser traumhafte Gedanke in einen brutalen Hinterhalt geführt. Wir sind ganz einfach nicht gleich. Weder Mensch, Tier noch Pflanze. Leben unterscheidet sich. Es ist ein großes Tohuwabohu an Bedürfnissen. So benötigt ein Schneemann definitiv keine Wärmflasche, auch wenn es Rosa wirklich gut meint. Vielmehr ist es für ihn tödlich, in dieser Art liebevoll betuddelt zu werden. Und dieses Bild steht als Allegorie der Diversität des Seins.
Im Übertragenen kann es auch als ein Kampf gegen die Absurdität, gegen das alltäglich Groteske gelesen werden. Nicht ohne Grund lehnt Laibach sich gedanklich oft an Cervantes Don Quichote an. Bildtitel, wie Rosinante, Don Quichote und das Nashorn. Wie alles anfing treten als Stellvertreter der Möchtegernhelden, Retter und Eroberer auf. Sie stehen nicht nur für den anrührenden alten, senilen Ritter, sondern auch für die Tragödie des männlichen Geschlechts, das mutig, stark, kämpferisch auf hohem Ross oder in Panzern in die Welt zieht. Nicht ohne Grund ist Dulcineas Geduld bei diesem ganzen mit Testosteron geladenen Geschlecht am Ende. Ist es eine Sache der männlichen Natur, dass die Lage der Welt so ist wie sie ist? Können wir, die Menschen, nicht anders?
Laibach klagt nicht an, sie wird nicht pädagogisch. Vielmehr zeigen ihre Werke eine ganz persönliche Sicht auf Dinge des Lebens. Die Kindlichkeit der abgebildeten Protagonisten ermöglicht einen erträglichen Zugang in eine Welt, die vor Abgründen nicht zurückschreckt. Ana Laibach stellt sich seit Jahren der Herausforderung, ihre Gedanken und Assoziationen des Weltentheaters in Bildern mit Titeln zu konservieren. Dabei entsteht ein sehr persönlicher Kosmos, in dem Laibach die gesellschaftliche Schräglage reflektiert.