Meilensteine der Stadtgeschichte
Ersterwähnung
Frankenthal wird im Lorscher Codex als „Franconodale“ zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Anhand merowingischer Gräberfunde im Stadtgebiet ist bereits ab dem frühen 6. Jahrhundert eine Siedlung der Franken anzunehmen – Namensgeber der Stadt.
Die Ersterwähnung jährt sich am 20. September 2022 zum 1250. Mal. Die Stadt feiert dieses Ereignis mit einem eigenen Jubiläumsprogramm.
Grundsteinlegung Augustiner Chorherrenstift
Der Wormser Adelige Eckenbert (Erkenbert) legt den Grundstein für das Augustiner Chorherrenstift Sancta Maria Magdalena Frankenthal. Gegründet am 25. April 1119, verfügte es über ein bedeutendes Scriptorium. Die Schreibwerkstatt entfaltete schon um die Mitte des Jahrhunderts bis zu seinem Ende eine erste sehr bemerkenswerte Blüte. Weniger produktive Zeiten sollten folgen. Die Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern und die damit verbundene massenhafte Verbreitung von Büchern machte den klösterlichen Schreibstuben ein Ende. Die Aufhebung des Klosters erfolgte 1562. Von der sehr umfangreichen und qualitätvollen Produktion dieser Zeit sind 30 Manuskripte und Fragmente überliefert, beispielsweise die Frankenthaler Bibel aus dem Jahr 1148. Der größte Teil der Klosterbibliothek wurde nach dessen Aufhebung der Bibliotheca Palatina in Heidelberg einverleibt und ging im Dreißigjährigen Krieg 1623 nach Rom an die Bibliotheca Vaticana und andere Sammlungen, was letzten Endes ihre Rettung vor dem Feuersturm des Orléans‘schen Krieges bedeutete.
Die Überreste des Stifts sind heute als Erkenbertruine bekannt - ein historischer Ort mit ganz besonderer Atmosphäre und auch dadurch ein beliebter, kultureller Treffpunkt. Im Jahr 2019 feierte die Stadt Frankenthal 900 Jahre Grundsteinlegung ihres Wahrzeichens mit einem Kulturjahr.
Frankenthaler Bibel
Zu den hervorragendsten Erzeugnissen des Scriptoriums im Augustiner Chorherrenstift Sancta Maria Magdalena zählt zweifellos eine, in Frankenthal 1148 geschaffene, lateinische Bibel in zwei großen Folianten von ca. 53 x 35 cm – die so genannte „Frankenthaler Bibel“. Die genaue Datierung erfolgt auf Grund eines Eintrages.
Die Wirren des Bauernkrieges machten es notwendig, das Werk in den Besitz des Klosters Beata Maria Virgines in Worms zu überführen. Als dieses im französisch-pfälzischen Erbfolgekrieg (Orléans‘scher Krieg) von den Truppen des franz. General Mélac bei der Zerstörung der Stadt Worms in Brand gesetzt wurde, stand zu Beginn des 18. Jahrhunderts der Wiederaufbau an. In Ermangelung barer Münze veräußerten die Klosterbrüder die Bibel 1720, zur Finanzierung des Wiederaufbaues des Klosters, an den bibliophilen Engländer Harley, 2. Earl of Oxford. 1753 ging dessen Sammlung in die Bibliothek des Britischen Museums ein.
Im Herbst 2007 gab es eine mehr als zwei Monate währende Ausstellung im städtischen Erkenbert-Museum, in der neben der Frankenthaler Bibel weitere im dortigen Skriptorium entstandene oder zeitweilig verwahrte Bücher gezeigt wurden.
Ankunft der Glaubensflüchtlinge
Das Chorherrenstift wird durch Kurfürst Friedrich III aufgelöst. Das Gebäude wurde einer Gruppe flämischer Glaubensflüchtlinge - unter der Führung von Petrus Dathenus - zur Verfügung gestellt. Das heutige Dathenushaus gedenkt ihm. Später war der der reformierte Theologe Sprecher der reformierten Seite bei den Frankenthaler Religionsgesprächen (1571) und Hofprediger.
Unter den Glaubensflüchtlingen waren vor allem Kaufleute und Gold- / Silberschmiede, die der Stadt zu neuem Aufschwung verhalfen. Mit ihnen wurde ein Ansiedlungsvertrag (Frankenthaler Kapitulation) geschlossen, der die Bedingungen für die Niederlassung und die Rechte der Siedler festschrieb.
Frankenthaler Religionsgespräch
Kurfürst Friedrich III initiierte 1571 das Frankenthaler Religionsgespräch zwischen Täufern und Reformierten. Das Gespräch gilt als eine der wichtigsten religionspolitischen Maßnahmen in der reformierten Kurpfalz. Es war eingebunden in eine dezidiert gegen täuferisches Wirken gerichtete obrigkeitliche Agenda. Das Frankenthaler Religionsgespräch stellt eine der wenigen Zusammenkünfte der seit dem Augsburger Reichstag von 1566 unter die Augsburger Konfession fallenden Reformierten mit den vom Religionsfrieden im gesamten 16. Jahrhundert ausgeschlossenen Täufern dar. Wenige Jahre zuvor hatte der reformierte Kurfürst Friedrich III. die niederländischen Glaubensflüchtlinge in Frankenthal angesiedelt. Die Stadt war dadurch in besonderem Maße vom Reformiertentum geprägt. Das Gespräch ist als ein bedeutendes Ereignis der Frankenthaler Stadtgeschichte zu werten. Obwohl es ohne Ergebnis blieb, hatte es eine überregionale Wirkung auf den obrigkeitlichen Umgang mit freikirchlichen Gruppierungen.
Die Stadtverwaltung nahm das Jubiläum im Jahr 2021 zum Anlass für eine internationale wissenschaftliche Tagung. Mehr Informationen und die Vorträge unter www.frankenthal.de/1571
Erster Bürgermeister und eigenes Gericht
Frankenthal erhält einen gewählten Schultheiß - seinen ersten Bürgermeister - und ein eigenes Gericht. Noch heute ist Frankenthal mit Sitz des Amtsgerichts ein Justizstandort für die Region.
Verleihung der Stadtrechte
Am 29. Oktober 1577 werden Frankenthal durch den Pfalzgrafen Johann Casimir Stadtrechte verliehen. Jedes Jahr wird dieses Ereignis beim Bürgerempfang gewürdigt. Mit der Stadtgründung kam es zu einem Bevölkerungszuwachs und dem wirtschaftlichen Aufschwung Frankenthals. So entstanden zahlreiche Zünfte: Seit 1581 bildeten die Tuchmacher eine Zunft. 1586 erhielten die Weber eine Ordnung und Zollfreiheit auf den Messen. Es entstanden eine Goldschmiedemanufaktur und die über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannte Frankenthaler Malschule, zu der Gillis van Coninxloo, Anton Mirou, Pieter Schoubroeck, Henrick Gijsmans und Hendrick van der Borcht (der Ältere) gehörten.
Belagerung der Stadt durch französische Truppen
Bereits ab Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Frankenthal zu einer der Hauptfestungen der Kurpfalz ausgebaut. Somit kam es während des Dreißigjährigen Krieges zu wiederholten Belagerungen und Zerstörungen der Stadt. Im Zuge des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde Frankenthal schließlich 1689 von französischen Truppen komplett niedergebrannt. Der Wiederaufbau verlief in den darauf folgenden Jahren jedoch nur schleppend.
Gründung der Porzellanmanufaktur
Der Keramikfabrikant Paul Anton Hannong hatte um 1748 das Arkanum (Geheimwissen) zur Porzellanherstellung erlangt und stellte ab 1751 neben seinen Fayencen in Straßburg und Hagenau erstes Hartporzellan her. Da die königlich-französische Porzellanmanufaktur selbst nur Weichporzellan (sogenanntes Frittenporzellan ohne Kaolin) herstellen konnte, war eine Konkurrenz unerwünscht und so musste Hannong im Februar 1754 seine Produktion einstellen.
Eine neue Manufaktur konnte der Fabrikant ausschließlich im Ausland aufbauen und so wandte sich Hannong an Kurfürsten Carl Theodor. Dieser erteilte ihm per Vertrag vom 26. Mai 1755 die Zustimmung zur Errichtung einer Fabrik in Frankenthal. Leiter wurde Hannongs ältester Sohn Karl, der jüngere Bruder Peter arbeitete als Gehilfe und als Modelleur stand
Johann Wilhelm Lanz für die Manufaktur ein. Bereits im November konnte Carl Theodor dem sächsischen Gesandten am Mannheimer Hofe feinstes kurpfälzisches Porzellan vorstellen. Im Dezember erhielt Paul Hannong den Titel eines kurpfälzischen Kommerzienrates, zum Jahresbeginn 1756 wurde auch seinem Sohn Karl diese Ehre zuteil.
Riskantes Marketing in Paris
Als Karl Hannong am 29. Juli 1757 verstarb, übernahm sein Bruder Joseph Adam die Geschäfte und die Fabrik in Frankenthal. Außerdem verpflichtete man den ehemaligen Meißener Modelleur Johann Friedrich Lück, unter dem die Manufaktur eine künstlerische Steigerung erfuhr. Die Frankenthaler Preziosen bot Joseph im Brüsseler Warenkatalog Journal de Commerce für den Pariser Markt an, mit dem Verweis auf den niedrigen Preis des Frankenthaler Porzellans bei ebenbürtiger Qualität mit Meißen und Sèvres. Ein Risiko in Hinblick auf die Verschuldung.
Porzellanfabrik unter staatlicher Verwaltung
Der pfälzische Kurfürst Carl Theodor hatte es durch Ansiedlung von Unternehmen geschafft, aus Frankenthal eine Fabriquenstadt zu machen. Die Porzellanfabrik zählte damals zum Interessantesten, was die Stadt zu bieten hatte. Jedoch litt die Manufaktur „mit dicken rothen Backen an der Schwindsucht“, wie es damals ein technischer Beamter der Manufaktur ausdrückte. Hohe Außenstände, schlechte Vermarktung und die seit 1762 staatliche Verwaltung brachten das Unternehmen in die wirtschaftliche Krise.
Hauptaufgabe der Manufaktur war die Lieferung von Gerätschaft für Tischkultur. Ob es sich nun um die mannigfaltigen Geschirre handelte von schlichter Blaumalerei bis hin zu reich vergoldeten und bemalten Prachtausgaben, oder um die vielen Figuren und Figurengruppen, die bei festlichen Tafeleien auf den Tischen platziert wurden – alle diese Porzellane dienten der gesteigerten Esskultur jener Tage.
Drei Jahre nach dem Tod von Karl, verstarb Paul Hannong am 31. Mai 1760 und Joseph musste – durch die Erbansprüche der Geschwister gezwungen – die Manufaktur verkaufen. Kurfürst Carl Theodor als Hauptgläubiger übernahm die Fabrik am 1. Februar 1762 zu einem Drittel des Schätzwertes, für 36.091 Gulden.
Kurfürstliche Beamte bewachten von Mannheim aus das Unternehmen. Nachdem der bisherige Buchhalter der Kurmainzischen Porzellanmanufaktur Höchst, Adam Bergdold, den Erwartungen nicht entsprach, stellte man ihm 1770 Simon Feylner als Inspektor zur Seite, der ihn 1775 als Direktor ablöste. Für die Entwürfe und Modelle waren der Hofbildhauer Franz Conrad Linck und Karl Gottlieb Lück zuständig. 1779 wurde der Hofbildhauer Johann Peter Melchior aus Höchst als Modellmeister verpflichtet, der jedoch weniger Plastiken, als vielmehr Geschirr und Tafelaufsätze entwerfen sollte.
Künstlerisch war die Manufaktur erfolgreich, wirtschaftlich war es ein Zuschussbetrieb. Trotz zusätzlicher Verkaufsniederlassungen in Frankfurt, Mainz, Aachen, München, Basel, Nancy und Livorno stellte sich kein Aufschwung ein. Ein weiterer Einschnitt mit negativen Absatzfolgen bedeutete die Verlagerung der Residenz von Mannheim nach München, als 1777 Carl Theodor den bayerischen Thron erbte.
Erbauung Wormser Tor
Das Wormser Tor, ehemals am nördlichen Rand der Stadt gelegen und heute nördlicher Abschluss der Innenstadt, wurde 1770 bis 1772 errichtet. Es ist ein triumphbogenartiger Bau aus unverputzten Sandsteinquadern mit zwei-jochiger, kreuzgratgewölbter Durchfahrt. Die Schauseiten sind unterschiedlich gestaltet: die der ehemaligen Feldseite betont mit rustizierten Doppelpilastern und breitem Giebel stärker die militärische Funktion, die der Stadtseite gibt sich mit flächigem Reliefschmuck, der Augustin Egell zugeschrieben wird, höfisch elegant. Besonders interessant ist das Medaillonbildnis von Kurfürst Carl Theodor im Südgiebel.
Erbauung Speyerer Tor
Das südliche Pendant zum Wormser Tor, das Speyerer Tor, wurde 1772/73 nach Plänen des kurpfälzischen Oberbaudirektors Nicolas de Pigage erbaut. Es entstand zeitlich unmittelbar vor dem Karlstor in Heidelberg, das auf den gleichen Architekten zurückgeht und sich in vielen Punkten am Frankenthaler Vorläufer orientiert. Die beiden Säulenpaare der Südseite zeigen noch die Beschädigungen aus den Kriegen der Französischen Revolution.
Das Speyerer Tor gilt heute als Wahrzeichen der Stadt und diente auch als Vorlage für das offizielle Logo der Stadt. Beide Stadttore sind in den Abend- und Nachtstunden in wechselnden Farben stimmungsvoll illuminiert.
Starker Rückgang in der Porzellanfabrik
Gegen Ende der 1780er Jahre machte sich deshalb ein starker Rückgang in der Produktion und in dessen Folge ein Personalabbau bemerkbar. Um 1790 waren nur noch etwa 60 Porzellaner der vormals 100 Beschäftigten in der Fabrik tätig.
Der Niedergang der Porzellanfabrik
Die revolutionären Kriegsereignisse im Jahre 1794 leiteten den Untergang ein. Als drei Jahre später die linksrheinische Pfalz an Frankreich abgetreten werden musste, erklärten die Republikaner die Manufaktur zum Nationalgut. Unter dem letzten Besitzer, Johann Nepomuk van Recum aus Grünstadt, folgte man bei der Geschirrmalerei den modischen Stilrichtungen des Directoire und der Antikenbegeisterung. Die Qualität des Porzellans war stark gesunken, so dass van Recum 1799 die Frankenthaler Manufaktur aufgab.
Das Ende der Porzellanära
Ein Reskript des Kurfürsten Maximilian IV. Joseph in München vom 27. Mai 1800 besiegelte offiziell das Ende der Porzellanmanufaktur Frankenthal.
Verlegung des Kreisgerichts nach Frankenthal
Am 14. November 1816 verlegte das Kreisgericht Speyer, der Vorläufer des heutigen Landgerichts, seinen Sitz nach Frankenthal. Der Landgerichtsbezirk Frankenthal umfasst die Bezirke der Amtsgerichte Bad Dürkheim, Frankenthal (Pfalz), Grünstadt, Ludwigshafen am Rhein, Neustadt an der Weinstraße und Speyer. Noch heute ist Frankenthal ein zentraler Justizstandort mit Landgericht, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft.
Zuckerfabrik zieht nach Frankenthal
"Die Zucker", wie die Fabrik vor allem von den Werksangehörigen genannt wurde, war 1843 von den Brüdern Karcher nach der Gründung 1838 in Kaiserslautern nach Frankenthal verlegt worden. Damit lag die Fabrik günstiger bei den Rübenfeldern und konnte sich eines wenige Jahre zuvor wieder hergerichteten Kanals zum Rhein bedienen. Mit ihrem Bedarf an Kesseln, Siedeeinrichtungen und anderen Maschinen begünstigte sie die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe.
Der Direktor der ehemaligen Frankenthaler Zuckerfabrik, Friedrich Christoph Fanck, (seit 1898 mit dem Titel "königlich bayrischer Kommerzienrat") gehörte gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu den einflussreichsten Leuten der Stadt, stand er doch einer Einrichtung vor, die über tausend Arbeitern aus Stadt und Umland Lohn und Brot gab. Bei etwa 17.000 Einwohnern war das schon eine enorme Zahl.
Die Revolutionsjahre 1848/49
Als am 24. Februar 1848 in Paris die Monarchie gestürzt und die Republik ausgerufen wurde, weckte das auch im damals bayerischen Frankenthal die Hoffnung liberaler Kräfte auf Reformen. Schon am 5. März 1848 demonstrierten Frankenthaler Bürger in einer öffentlichen Versammlung für eine Reform der Bayerischen Verfassung. Sechs Delegierte, darunter der Anwalt Carl Alexander Spatz, wurden anschließend gewählt und nach München geschickt, um König Ludwig I. ihre Reformwünsche vorzutragen. Schon kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse.
Am 20. März dankte König Ludwig I. ab, am 31. März beschloss das Vorparlament in Frankfurt die Wahl einer gesamtdeutschen Nationalversammlung. Mit Carl Alexander Spatz, einem Anhänger der gemäßigt-liberalen Richtung, war auch ein Frankenthaler unter den Abgeordneten. Die gesamtdeutsche politische Entwicklung förderte die weitere Politisierung der Öffentlichkeit in Frankenthal. Wie auch in anderen pfälzischen Städten entstanden politische Vereine. Als Abgeordnete der Nationalversammlung Pfingsten 1848 durch Frankenthal reisten, wurden sie begeistert begrüßt. Der bekannte Leipziger Journalist Robert Blum hielt aus dem Fenster von Spatz eine Rede, am nächsten Morgen folgte eine Versammlung am 1798 gepflanzten Freiheitsbaum, bevor die Abgeordneten nach Frankfurt weiterreisten.
Das Jahr 1849 brachte jedoch die politische Wende: Die Weigerung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., die Kaiserkrone anzunehmen und der Widerstand der bayerischen und anderer deutscher Regierungen, die von der Paulskirche ausgearbeitete Reichsverfassung anzuerkennen, leiteten den Sieg der restaurativen Mächte - auch in der Pfalz - ein. Die ebenso wie in anderen pfälzischen Städten auch in Frankenthal erfolgte Einrichtung einer Volksbewaffnung und eines Kantonalverteidigungsausschusses konnten den siegreichen Einzug der preußischen Truppen in Frankenthal im Juni 1849 nicht verhindern. Wie im gesamten Deutschen Bund schien damit in Frankenthal die Revolution gescheitert.
Zuckerfabrik als Erfolgsgeschichte
1873 wurde der Familienbetrieb, Frankenthaler Zuckerfabrik, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, im selben Jahr trat mit nicht ganz 27 Jahren der Kaufmann Fanck in die gerade mal 100 Leute zählende Zuckerfabrik ein, die etwas über 3000 Tonnen Zucker pro Jahr herstellte. Als er 1906 starb, waren es in der Kampagne (also der Zeit der Zuckerrübenernte) über 1200 Arbeiter und die Zuckerproduktion auf 76.000 Tonnen gestiegen. Das Frankenthaler Unternehmen war zur größten Zuckerfabrik Deutschlands geworden. Fanck hatte daran einen maßgeblichen An-teil. Daher vertraute man ihm nach dem Tode Philipp Karchers 1894 die Leitung des Unternehmens als Direktor an. Schon unter Philipp Karcher hatte die Fabrik für die damalige Zeit vorbildliche soziale Einrichtungen vorzuweisen: Krankenkasse, Altersfürsorge, Witwen- und Waisenkasse und eine Sparkasse sorgten für eine finanzielle Absicherung der Werksangehörigen, die auch in einem "Konsum" vergünstigt einkaufen konnten. Fast zweihundert Familien wohnten in werkseigenen Wohnungen und ein Kindergarten war vorhanden.
In den 1980er Jahren entstand auf dem Werksgelände der Zuckerfabrik eine Wohnsiedlung. Die Städtische Musikschule und das Haus der Jugend (heute. Kinder- und Jugendbüro) sind in den verbliebenen Werksgebäuden untergebracht.
Die ersten Postkartengrüße aus Frankenthal
Die vorliegende Ansichtskarte dürfte nach bisherigem Kenntnisstand die älteste Grußkarte sein, die von Frankenthal existiert. Abgestempelt ist sie am 31.12.1890. Sie ging an eine Empfängerin in Heßheim und übermittelte dorthin eine Gratulation zum Jahreswechsel 1890/91. Die Bildseite zeigt eine Panoramaansicht der Stadt, wie sie sich zu diesem Zeitpunkt präsentierte. Blickrichtung von Süden her, von dort, wo heute der Jahnplatz ist. Damals war hier noch Ackerland; links - in Richtung Speyerer Chaussee (heute Mahlastraße) - befand sich der Holzhof. Im Hintergrund zu sehen sind links die Rückfronten der schon bestehenden Häuser im Zöllerring, rechts die Gebäude der Kreis- Heil- und Pflegeanstalt. Dahinter sind die Türme der drei Kirchen zu erkennen, die sich in der Stadtmitte (neben und hinter dem Rathaus) befinden.
Den linken Teil der Kartenansicht nimmt ein monumentales Denkmal ein, das gerade erst ein Jahr zuvor, am 1. September 1889, dem Sedantag, auf dem Marktplatz eingeweiht worden war: das „Krieger- und Kaiserdenkmal“ in Erinnerung an den Sieg von 1870/71 und die Gründung des Deutschen Reiches. Eine 3 ½ Meter hohe Säule mit Friedensengel steht auf einem Sockel und wird dort flankiert von zwei heldenhaften Gestalten in mittelalterlichem Habitus, die deutsche Kraft und deutsche Einigkeit versinnbildlichen sollen: der Mann mit gezücktem Schwert und die Frau mit einem Bündel von 25 Stäben (die im Kaiserreich zusammengeschlossenen 25 deutschen Bundesstaaten!). Zwischen ihnen ist ein Porträt von Kaiser Wilhelm I. auf dem Sockel zu erkennen.
Für den Entwurf der Figuren sorgte der in München lebende Königliche Hofbildhauer und Professor Philipp Perron, der ihn seiner Vaterstadt Frankenthal stiftete. Perron war von König Ludwig II. in einen Künstlerstab berufen worden, der sich der Innenausstattung der Königsschlössen widmete. Auch nach dem Tod des „Kini“ blieb Philipp Perron ein gefragter Bildhauer. Für sein Engagement im Rahmen der Gestaltung des Kriegerdenkmals wurde ihm 1889 die erste Ehrenbürgerwürde der Stadt Frankenthal angetragen.
(Ansichtskarte ohne Angaben zur Herstellerfirma. Text und Bild von Dieter König.)
Gründung der Stadtbücherei
Am 2. September 1922 wurde die „Städtische Bücherei für Stadt und Bezirk Frankenthal“ gegründet. Mit 2.500 Bänden sowie verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften wurde im Horn’schen Haus am Marktplatz, heute Sitz des Erkenbert-Museums, der Lesesaal und die Buchausleihe eröffnet.
Die Stadtbücherei erfreute sich von Anfang an regen Zuspruchs und die Räume wurden schnell zu klein. Sie fand ein neues Domizil in der Karolinenstraße 23. 1943 wurde die Bücherei beim Angriff auf Frankenthal fast vollständig zerstört. 1946 begann bereits wieder der mühsame Aufbau einer „entnazifizierten“ Bücherei, die nach mehreren Provisorien 1954 in neu hergerichtete Räume im Rathaus zog.
Dort konnten die Büchereibenutzer erstmals selbst ihre Bücher aus dem Regal holen, zuvor wurden Bücher über einen Tresen vom Personal ausgegeben. Die Erfolgsgeschichte der Stadtbücherei setzte sich fort und die ständig wachsenden Buchbestände und Besucherzahlen machten 1982, 60 Jahre nach der Gründung, einen Neubau in der Welschgasse 11 notwendig. Erstmals wurde jetzt bei der Ausleih-Verbuchung der Einsatz der EDV genutzt. Damals befanden sich rund 60.000 Bücher, Kassetten und Spiele im Bestand der Bücherei.
NSDAP Ortsgruppe gründet sich
Zwar wurde die Ortsgruppe der Partei bereits 1922 gegründet und war damit eine der ersten in der Pfalz, es zeigte sich jedoch, dass die NSDAP in Frankenthal lange Zeit kaum Resonanz fand, denn bis Anfang der 30er Jahre blieb sie eine unbedeutende politische Kraft, die in der von der Sozialdemokratie, der rechtsliberalen DVP und dem politischen Katholizismus dominierten lokalen Politik ohne größeren Einfluss war.
Zuckerfabrik fusioniert zur heutigen Südzucker AG
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation von 1923 kam es zu einem umfassenden Wandel, der 1926 zum Zusammenschluss der süddeutschen Zuckerfabriken zur Süddeutschen Zucker AG führte, mit neuem Sitz in Mannheim. Erster Aufsichtsratsvorsitzender wurde der vormalige Chef der Frankenthaler Zuckerfabrik Albert Zapf.
Der Zusammenschluss war die Grundsteinlegung für die heutige Südzucker AG, dem aktuell größten Zuckerproduzenten Europas.
Machtübernahme durch NSDAP
Die Weltwirtschaftskrise und die Massenarbeitslosigkeit, die auch den Mittelstand immer stärker in Mitleidenschaft zog, führten dann freilich auch in Frankenthal zu einer extremen politischen Radikalisierung, von der in erster Linie die NSDAP profitierte. Dies erklärt auch, warum die Machtübernahme der Partei und die Eliminierung der Demokratie im Frühjahr und Sommer 1933 ohne größere Widerstände verlief und sich die meisten der nicht verbotenen und aufgelösten Vereine und Verbände, die Presse, Beamte, Lehrer, Industrielle und Künstler widerspruchslos, ja teilweise sogar mit Begeisterung dem neuen Regime zur Verfügung stellten. Ganz offensichtlich trauten viele der Regierung Hitler die Lösung der anstehenden Probleme eher zu als den traditionellen politischen Kräften und Eliten.
Krieg erreicht Frankenthal
Seit 1939 wurde das öffentliche und private Leben in Frankenthal nur noch durch Krieg, Bombenalarm und Zerstörung bestimmt.
Die Wehrmacht betrieb in Frankenthal ein Kriegsgefangenen-Stammlager. In Mörsch bestand 1940 außerdem ein Außenlager des SS-Sonderlagers Hinzert, dessen Häftlinge beim Autobahn-Bau A6 eingesetzt wurden.
Große Zerstörung
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Frankenthal zwar stark zerstört und verlor einen Großteil seiner älteren barocken Bebauung. Den Bombenangriffen vom 23. September 1943 wird heute gedenkt.
Nach der Zerstörung eines Großteils der Zuckerfabrik in der Bombennacht vom 23. September 1943 wurde die Produktion nicht wieder aufgenommen. Nutzbare Gebäude dienten der Lagerung oder wurden an andere Firmen verpachtet. Die sieben Schornsteine, jahrzehntelang Wahrzeichen der Stadt, wurden 1954 zerstört.
Die Alliierten erreichen Frankenthal
Als die Amerikaner im März 1945 in die Stadt einmarschierten, war im Grunde genommen nur noch ein Trümmerhaufen übrig geblieben. Allerdings war das Jahr 1945 keineswegs die tiefe Zäsur, die "Stunde Null", von der immer wieder gesprochen wird.
Städtepartnerschaft mit Colombes
Die Partnerschaft zwischen Colombes und Frankenthal besteht seit dem Jahre 1958 und gehört zu den ersten deutsch-französischen Städtepartnerschaften in Rheinland-Pfalz. Kontakte zwischen den beiden Städten bestanden jedoch schon seit 1955. Am 26. Oktober 1958 wurde das Partnerschaftsversprechen zwischen dem damaligen Frankenthaler Oberbürgermeister Dr. Dr. Emil Kraus und dem Colomber Bürgermeister Paul Bouchu in Colombes unterzeichnet. Der Frankenthaler Stadtrat besiegelte in einer außerordentlichen Sitzung am 22. Februar 1959 die rund vier Monate zuvor eingegangene Partnerschaft. In dieser Sitzung übernahmen die Stadträte beider Städte die feierliche Verpflichtung, die ständige Verbindung zwischen den beiden Städten zu pflegen, auf allen Gebieten den Austausch zwischen ihren Bürgern zu fördern und der deutsch-französischen Verständigung und damit dem Frieden Europas und der Welt zu dienen.
Anfänge des Strohhutfestes
Wir werden in der Zeit vom Donnerstag, dem 31.05.1973 (Christi Himmelfahrt), bis Samstag, dem 02.06.1973, die Innenstadt für den Kraftfahrzeugverkehr sperren, um einmal zu testen, unter welchen verkehrsmäßigen Bedingungen in der Innenstadt eine Fußgängerzone eingerichtet werden kann. Zusammen mit dem Frankenthaler Einzelhandel werden wir die gesperrte Zone durch verschiedene Attraktionen beleben. Auf dem Rathausplatz sind fünf Weinstände aufgebaut; das Frankenthaler Brauhaus ist dort mit einem Biergarten vertreten; zum Vergnügen der Kinder befindet sich auf der Verkehrsinsel vor der Commerzbank ein Karussell. An den drei Tagen wird ein reichhaltiges Musikprogramm für Unterhaltung sorgen. Einzelhandel, Gastwirtschaften, Cafés und Eisdielen sind aufgefordert, mit ihrem Angebot auf die Straße zu gehen.
Aus diesen Worten des damaligen Oberbürgermeisters Günter Kahlberg, gründete sich 1975 das erste Strohhutfest. Dieses entwickelte sich zum größten Straßenfest der Pfalz, auf dem sich inzwischen rund 250.000 Besuchende bei über 50 Bands auf 6 Bühnen und in über 100 Zelten und Ständen vergnügen.
Seit 1976 wird zudem jährlich auf dem Strohhutfest eine Miss Strohhut ernannt, die die Stadt ein Jahr bei Veranstaltungen und Empfängen repräsentiert.
Perron-Kunstpreis
Der PERRON-KUNSTPREIS der Stadt Frankenthal (Pfalz) wird seit 1981 verliehen und ist nach einer alteingesessenen Frankenthaler Künstlerfamilie benannt. Im Zwei-, bzw. Dreijahresrhythmus in den Sparten Grafik, Malerei und Kleinplastik ausgelobt, besann man sich 2002 auf einen weiteren kulturellen Schatz der Stadt: auf die Frankenthaler Porzellanmanufaktur, die von 1755-1800 dort produzierte und bis heute weltweites Ansehen besitzt. Der PERRON-KUNSTPREIS wird seitdem in Erinnerung an diese große Tradition der Stadt für Porzellan ausgelobt.
Städtepartnerschaft mit Strausberg
Kontakte gab es bereits zu Beginn des Jahres 1990. Unmittelbar nach der Wiedervereinigung wurde am 16.10.1990 die Städtepartnerschaft zwischen Strausberg und Frankenthal offiziell besiegelt.
Die brandenburgische Stadt Strausberg ist östlich von Berlin gelegen und hat um die 26.000 Einwohner. Strausberg liegt am malerischen Ufer des Straussees, inmitten eines Landschaftsschutzgebietes. Mit seiner schönen, waldreichen Umgebung, bietet Strausberg viele Möglichkeiten für einen erlebnisreichen Aufenthalt. In den klaren und fischreichen Wassern von Straus- und Bötzsee, können Sie rudern, schwimmen und angeln. In der Nähe liegt auch der Golfpark, Schloss Wilkendorf und die Golfakademie, sowie mehrere Reiterhöfe. Auf mehr als 100 km markierten Wanderwegen können Sie entlang eiszeitlicher Rinnenseen durch herrlichen, märkischen Mischwald wandern.
Städtepartnerschaft mit Sopot
Bereits zu Beginn des Jahres 1990 gab es Begegnungen zwischen Sopot und Frankenthal. Am 26. September 1991 wurde diese Städtepartnerschaft offiziell besiegelt. Im Jahr 2016 konnten Frankenthal und Sopot bereits auf 25 Jahre Partnerschaft zurückblicken.
Die Stadt Sopot ist an der Danziger Bucht gelegen, zwischen den beiden großen Häfen und Industriezentren Gdynia (Gdingen) und Gdansk (Danzig), die zusammen die "Dreierstadt" bilden, mit rund 800.000 Einwohnern die "Dreistadt" bilden. Sopot selbst hat um die 40.000 Einwohner.
Eröffnung des Congressforums
Am 4. Oktober 1991 wurde die neue Stadthalle feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Der Bau wurde durch den Münchener Stararchitekten Alexander Freiherr von Branca geplant und kostete 51,5 Millionen D-Mark.
Heute bietet das Congressforum Frankenthal mit 22 modernen Räume und einem sorgfältig ausgewählten Kultur- und Veranstaltungsprogramm den idealen Rahmen für unvergessliche Events. Unter anderem findet hier der jährliche Bürgerempfang im Oktober statt.
Städtepartnerschaft mit Rosolini
Ob Zucchini für Edeka oder Möbel für ein Frankenthaler Kosmetikstudio – Rosolini und Frankenthal (Pfalz) verbindet mehr, als manch einer vermuten mag. Von den in Rosolini produzierten Waren und ansässigen Unternehmen konnte sich die Delegation eindrucksvoll vor Ort ein Bild machen. Die Brücke zwischen den Städten schlagen jedoch hauptsächlich deren Einwohner.
Die Städte Frankenthal und Rosolini besiegeln ihre Städtepartnerschaft im Rahmen des Frankenthaler Bürgerempfangs am 26.10.2018.
Hierfür reist der Bürgermeister aus Rosolini, Giuseppe Incatasciato, mit einer Delegation an. Schon seit 2013 bestehen Gespräche zwischen beiden Städten, eine Städtepartnerschaft zu schließen. Im März 2017 empfing Oberbürgermeister Martin Hebich erstmals eine Delegation aus Rosolini um Bürgermeister Corrado Calvo in Frankenthal (Pfalz). Im Oktober 2017 kam es zum Gegenbesuch in der sizilianischen Kleinstadt.