Frankenthal

Geschichte

Frankenthal ‑ Ein kurzer Blick auf die Geschichte 

Frankenthal, die moderne und zukunftsorientierte Stadt in der Vorderpfalz, hat eine lange Geschichte. Seit 1577 Jahren ist die Gemeinde Stadt, und seit jener Zeit prägen urbanes Leben und Geschäftigkeit ihre Entwicklung. 

Es war der 29. Oktober 1577, an dem Pfalzgraf Johann Casimir der noch jungen Gemeinde die Stadtrechte verlieh und sie damit in den Kreis der anderen Städte seiner Pfalzgrafenschaft, die die Ämter Lautern, Neustadt, Alzey und Böckelheim umfaßte, aufnahm. 

Meilensteine der Stadtgeschichte

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Franconodal

Historisch war Frankenthal vom 16. bis zum 18. Jahrhundert einer der wichtigsten Orte des Kurfürstentums Pfalz. Noch heute ist die Kurpfalz für die benachbarte Regionen im Sprachgebrauch verankert, aber Frankenthal ist eine pfälzische Stadt durch und durch und grenzt unmittelbar an die Weinregion Pfalz. 

Erstmals erwähnt wurde die Stadt in einer mittelalterlichen Urkunde vom 20. September 772, diese erste Erwähnung jährt sich 2022 zum 1250. Mal. Mit der Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts wurde das dörfliche Leben städtischer. So erlebte die Stadt ihre erste Blütezeit, denn im Skriptorium entstand unter anderem die Frankenthaler Bibel. 

Frankenthaler Bibel

Die Frankenthaler Bibel ist ein Exemplar der Heiligen Schrift, das heute in der Britisch Library in London verwahrt wird. Sie wurde in der Romanik gefertigt und ist seit dem 18. Jahrhundert in England. 

Der Wormser Adlige Erkenbert gründete das Stift 1119, was 2019 anlässlich des 900-jährigen-Jubiläums gefeiert wurde. Die Ruinen des Stifts sind in unmittelbarer Nähe des Rathauses und heut ein beliebter Veranstaltungsort - die Frankenthaler lieben ihr Open-Air-Kino in der Erkenbert-Ruine. 


Das Chorherrenstift hatte bis ins 16. Jahrhundert bestand und wurde 1562 vom Kurfürst Friedrich III aufgelöst. Das Gebäude wurde einer Gruppe flämischer Glaubensflüchtlinge - unter der Führung von Petrus Dathenus - zur Verfügung gestellt. Das heutige Dathenus-Haus gedenkt ihm. Später war der der reformierte Theologe Sprecher der reformierten Seite bei den Frankenthaler Religionsgesprächen und Hofprediger. 

Unter den Glaubensflüchtlingen waren vor allem Kaufleute und Gold- / Silberschmiede, die der Stadt zu neuem Aufschwung verhalfen. Mit ihnen wurde ein Ansiedlungsvertrag (Frankenthaler Kapitulation) geschlossen, der die Bedingungen für die Niederlassung und die Rechte der Siedler festschrieb. 

Trauerkelch im Jüdischen Museum Worms ausgestellt. 

Der Kurfürst Friedrich III initiierte 1571 die Frankenthaler Religionsgespräche zwischen Täufern und Reformierten. Mit der Unterredung wollte man einen Teil der Täuferbewegung für die reformierte Kirche gewinnen. Dafür bot man freies Geleit und kostenlose Verpflegung. Auf Grund der zu erwartenden Repressionen kamen am Ende nur 15 Täufer, Hutterer und Mennoniten. Man verhandelte über 13 Punkte, erzielte aber keine wirkliche Einigung und die Täufer wurden des Landes verwiesen. Ein 710-Seiten starkes Protokoll legt Zeugnis ab. 

1573 wurde die Kapitulation überarbeitetet und  Frankenthal erhielt einen gewählten Schultheiß - seinen ersten Bürgermeister - und ein eigenes Gericht. Noch heute ist Frankenthal mit Sitz des Amtsgerichts ein Justizstandort für die Region. Die Siedlung wurde mit Graben, Mauern und Toren umgeben und erhielt am 30. Oktober 1577 Stadtrecht. Jedes Jahr wird die Verleihung der Stadtrechte beim Bürgerempfang gewürdigt. 

Zu einem weiteren Bevölkerungsanstieg kam es, als die Kurpfalz wieder das lutherische Bekenntnis annahm und zahlreiche reformierte Wallonen aus Heidelberg nach Frankenthal übersiedelten. Sie bildeten eine zweite Kirchengemeinde mit französischer Predigt.  

1582 erließ der Pfalzgraf Johann Kasimir neue Statuten für die Stadt, damit gab es keine Sonderrechte mehr und  und die Bürger Frankenthals wurden der - damals Oberamtsstadt, heute Weinstadt - Neustadt gleichgestellt. Die meisten Wahlbeamten, auch der Schultheiß, wurden nunmehr durch den Pfalzgrafen eingesetzt. Mit den Zuzug weiterer Einwohner (1584 lebten 365, 1592 668 Familien in der Stadt) setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Es entstanden zahlreiche Zünfte: Seit 1581 bildeten die Tuchmacher eine Zunft. 1586 erhielten die Weber eine Ordnung und Zollfreiheit auf den Messen. Es entstanden eine Goldschmiedemanufaktur und die über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannte Frankenthaler Malschule, zu der Gillis van ConinxlooAnton MirouPieter SchoubroeckHenrick Gijsmans und Hendrick van der Borcht (der Ältere) gehörten.

Niederländer, Spanier, Schweden

Als starke Festung in der Kurpfalz geriet die Stadt Ende des 16. und 17. Jahrhunderts schnell in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und wurde dann 1623 von den Spaniern eingenommen. Die Stadt stand dann das nächste Jahrzehnt unter spanischer Sequesterverwaltung - wie die gesamte linksrheinische Pfalz. Erstmals erwähnt wird Frankenthal in einer Urkunde des Klosters Lorsch aus dem Jahre 772. Das Dorf war fränkischen Ursprungs und lag damals noch direkt am Rhein, der seinen Lauf erst im 9. Jahrhundert nach Osten verlagerte. Im Jahre 1119 gründete der Wormser Adelige Erkenbert  in Frankenthal ein Augustinerchorherrenstift, das sich bald zu einem bedeutenden religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum für die gesamte Region entwickelte. Reste der Stiftskirche sind noch heute erhalten. Da die Gebäude des Stifts nach der Reformation leer standen, stellte sie Kurfürst Friedrich III. 1562 niederländischen Flüchtlingen, die ihre Heimat wegen ihres reformierten Glaubens hatten verlassen müssen, zur Verfügung. Die junge Gemeinde, unter deren Mitgliedern sich zahlreiche Maler, Gold- und Silberschmiede, Gobelinwirker, Textilfabrikanten und Kaufleute befanden, prosperierte rasch und erhielt schließlich an jenem 29. Oktober 1577 die Stadtrechte. 

Die wertvolle Urkunde, auf der die Stadtrechte niedergeschrieben sind, besteht aus zwölf Blatt Pergament. Sie ist in Besitz des Stadtarchivs Frankenthal und wird im städtischen Erkenbert-Museum ausgestellt. Sie besteht aus drei Teilen, in denen zum einen die Ordnung der kirchlichen Verhältnisse, zum anderen die Zusammensetzung und die Bestellung des weltlichen Regiments vom Schultheißen über die Gerichtsschöffen und Ratsherren bis zum Amtsbüttel und zu den Rottmeistern und schließlich die Verleihung von Privilegien geregelt sind. Unter anderem schenkte Johann Casimir der jungen Stadt 1000 Gulden zum Bau eines Kanals zum Rhein, befreite die Einwohner von jeder Abgabe für die Ausfuhr von "Korn, Wein und Tuch" und erließ alle Zölle auf Güter des eigenen Lebensbedarfs. Die "Geburtsurkunde" der Stadt schließt mit den Worten: "Dies zu Urkund mit unserem anhängenden Siegel bekräftigt und gegeben zu Lautern, den 29. Oktober, nach Christi, unseres lieben Herrn und Seligmachers Geburt im 1577sten Jahr, Johann Casimir, Pfalzgraf". 

Dritte Hauptstadt der Kurpfalz 

Im 18. Jahrhundert folgte ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung, indem Frankenthal zur dritten Hauptstadt der Kurpfalz wurde. In dieser Zeit entstanden über 20 Manufakturen. In dieser Zeit entstand auch die Porzellanmanufaktur, die nur 45 Jahre bestand hatte, aber noch heute ist Frankenthaler Porzellan ein Begriff. 

1781 wurde der Kanal vollendet, der den nahen Oberrhein mit dem Kanalhafen verband. Ein ehrgeiziges Projekt: die Wasserstraße gibt es heute nicht mehr. Auf einem der Kanalschiffe wurde eine Kaiserglocke für den Kölner Dom 1875 zum Rhein transportiert. Die 27.000 Kilogramm schwere Glocke goß Andreas Hamm. Einen ersten Versuch gab es am 19. August 1873, aber der Ton des Glockengeläut mißfiel - ein zweiter Guß folgte am 13.11.1873.  Kurz vor Ende des ersten Weltkrieges wurde die Glocke 1918 für Kriegszwecke zerlegt. 

französisch - bayrisch - heute: pfälzisch 

Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Frankenthal zu einer der stärksten linksrheinischen Festungen der Kurpfalz ausgebaut. Die Stadt geriet daher ganz zwangsläufig in die Wirren und Kämpfe des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekrieges und wurde im September 1689 von französischen Truppen in Brand gesteckt und fast völlig zerstört. 

Dem Niedergang aber folgte neuer Aufschwung. Frankenthal, schon seit geraumer Zeit dritte Hauptstadt der Kurpfalz, wurde im 18. Jahrhundert zur Fabriquenstadt von Kurfürst Carl Theodor. Mehr als 20 Manufakturen entstanden, von denen insbesondere die 1755 gegründete Frankenthaler Porzellanmanufaktur besondere Bedeutung erlangte. Ihre Produkte werden heute als wertvolle Antiquitäten gehandelt und finden sich in zahlreichen Museen auf der ganzen Welt.

Von 1798 bis 1815 befand sich Frankenthal unter französischer Verwaltung und war Kantonshauptstadt - im Département du Mont-Tonnerre (Donnersberg). Nach dem Wiener Kongress wurde die Pfalz bayerisch, Frankenthal blieb aber lange Zeit ein "kleines Landstädtchen", wie ein zeitgenössischer Beobachter einmal schrieb. 

Nach dem  Wiener Kongress (1815) fiel Frankenthal zunächst an Österreich und fiel 1816 aufgrund eines Tauschvertrages an das Königreich Bayern

Am 14.11.1816 verlegte das Kreisgericht Speyer, der Vorläufer des heutigen Landgerichts, seinen Sitz nach Frankenthal. Der Landgerichtsbezirk Frankenthal umfasst die Bezirke der Amtsgerichte Bad Dürkheim, Frankenthal (Pfalz), Grünstadt, Ludwigshafen am Rhein, Neustadt an der Weinstraße und Speyer. Noch heute ist Frankenthal ein zentraler Justizstandort mit Landgericht, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft.

Frankenthal blieb lange Zeit ein „unbedeutendes Landstädtchen“, wie ein zeitgenössischer Beobachter notierte. 1820–1823 errichtete der Weinbrenner-Schüler und Regierungsbaubeamte Johann Philipp Mattlener die Zwölf-Apostel-Kirche, in welche er den historischen Turm der Erkenbert-Ruine integrierte.

Erst mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts stellte sich neuer Aufschwung ein. Den Anfang machte die  Zuckerfabrik, die 1843 entstand. Durch die Gründung der Firmen Albert, KSB, KKK und Bettinger & Balcke in den Jahren 1859 bis 1899 entwickelte sich die Stadt dann rasch zu einem bedeutenden Zentrum der metallverarbeitenden Industrie. 

Im zweiten Weltkrieg

Die Wehrmacht betrieb in Frankenthal ein Kriegsgefangenen-Stammlager. In Mörsch bestand 1940 außerdem ein Außenlager des SS-Sonderlagers Hinzert, dessen Häftlinge beim Autobahn-Bau A6 eingesetzt wurden. 

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Frankenthal zwar stark zerstört und verlor einen Großteil seiner älteren barocken Bebauung. Den Bombenangriffen vom 23. September 1943 wird heute gedacht. 

Nach dem Krieg wurde es französische Besatzungszone, bis 1946 das Land Rheinland-Pfalz per Verordnung errichtet wurde.  Die Stadt konnte dann in den 1950er und 60er Jahren rasch wieder an ihre wirtschaftlichen und urbanen Traditionen anknüpfen. 

Heute ist Frankenthal ein florierendes, weltoffenes Mittelzentrum, das sich eine eigene, historische und kulturelle Traditionen bewahrende Identität bewahrt hat.

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