Stadttor mit Reliefschmuck

Carl-Theodor-Jahr 2024

Das Philantropin

Das Philantropin für Frauenzimmer protestantischer Religion

Anfang 1780 erfolgte durch ein kurfürstliches Privileg und mit der Unterstützung Joseph Fontanesis die Gründung des „Philanthropin für Frauenzimmer protestantischer Religion“, einer höheren Bildungsanstalt für junge protestantische Mädchen aus allen Teilen Deutschlands und des Auslands. Sie orientierte sich an den reformpädagogischen Grundsätzen des Philanthropismus nach Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) und der Aufklärung. Selbstständiges Denken und religiöse Toleranz waren wichtige Grundgedanken. Vorbild war eine ähnliche Einrichtung in Dessau, die 1774 als erste ihrer Art gegründet wurde. Das war insofern sehr fortschrittlich, da Mädchen im 18. Jahrhundert nur selten eine höhere Schulbildung erhielten. Damit war sie Deutschlands erste staatliche Höhere Töchterschule und der Vorläufer des heutigen Karolinen-Gymnasiums. Sie hatte einen großen Einfluss auf die Geschichte und Entwicklung der Mädchenbildung. 

Insbesondere Fontanesi war nach Kräften bemüht, die besten Lehrkräfte für die Schule zu gewinnen. 



Fotografie eines ehemaligen Schulgebäudes



Bild mit mehreren Gebäuden an einer Straße



1782 wurde das Frankenthaler Philanthropin als staatliche Anstalt anerkannt und vom Kurfürsten privilegiert und finanziell getragen. Ab 1786 wurden auch katholische Schülerinnen zugelassen. Das Philanthropin wurde öfters durch einen Besuch Carl Theodors und seiner Gemahlin Elisabeth Augusta geehrt, unter anderem 1782 und am 15. Juli 1785. 

Eine Schülerin, Mademoiselle von Emminghausen, trug in französischer Sprache die Huldigung vor und sprach unter anderem folgende Worte: 

Durchlaucht, Sie beehren heute mit Ihrer Gegenwart ein Haus, das Sie durch Ihre Freiheit und Gunst, die Sie schon immer große Taten vollbringen ließen, gegründet haben. Die Jugend, die Sie hier versammelt sehen und der größte Teil ihrer Landeskinder ist begeistert vom Ruf, durch welchen dieses Haus schon in ganz Deutschland berühmt geworden ist. Dies ist Ihr Werk; unsere Eltern haben uns vertrauensvoll hierher geschickt, wo wir in der Tat alle Vorteile für unsere Erziehung finden. Aber wir sind auch ganz begeistert von der Schönheit des Landes. Wir vereinigen alle Annehmlichkeiten mit unserer Bestimmung … Möchten Sie noch lange glücklich leben für Ihren Staat.

Unter französischer Herrschaft wurde die Schule 1799 geschlossen, doch auf ausdrücklichen Wunsch der Bürger 1818 wieder neugegründet. Königin Karoline von Bayern (1776-1841) übernahm die Patenschaft für die neue Schule, die bis heute ihren Namen trägt.


Der Frankenthaler Kanal Carl Theodor und die Religion

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