Frankenthal

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25 Bürgerpark Kanalhafen

25. Bürgerpark Kanalhafen

Unter der Herrschaft Kurfürst Carl Theodors erlebte Frankenthal in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Mehr als zwanzig Manufakturen und Betriebe siedelten sich in der Stadt an und brachten ihr die Bezeichnung „Fabriquenstadt“ ein. Zur Förderung der Unternehmen und Stärkung des Handels gab Carl Theodor 1772 den Bau eines Kanals zum Rhein in Auftrag, der den Transport von Gütern – insbesondere die in Frankenthal produzierten Luxusartikel wie Seide und Porzellan – sicherstellen sollte.

Errichtet nach Plänen des Oberrheinbaudirektors Jakob Dyckerhoff fand bereits 1780 der erste Schiffstransport statt; 1781 erfolgte die offizielle Einweihung. Endgültig fertigstellt wurde die Kanalanlage jedoch erst 1787.

Der Frankenthaler Kanal erstreckte sich auf 4467 m einschließlich des Hafenbecken bis zur Ausmündung in den Rhein. Er war an der Wasseroberkante 19 Meter breit, bei regulärem Pegelstand etwa zwei Meter tief und mündete in das 48 Meter breite und 95 Meter lange Hafenbecken, dessen Überreste heute noch zu erkennen sind. An der Stirnseite des Hafens ermöglichte ein gewaltiger Drehkran – zunächst aus Holz, später aus Metall – das Be- und Entladen der Schiffe. Angrenzend an die alte Stadtmauer befanden sich das Zoll- und Lagerhaus.


 

Über die Wirtschaftlichkeit des Frankenthaler Kanals lässt sich bis heute streiten. Ein tatsächlicher Bedarf lag wohl nie vor, sondern entsprach eher Carl Theodors Streben, die Exportkraft der Stadt und somit deren Handelsüberschüsse zu maximieren. Der Kurfürst war von einer Sicherung der Rentabilität durch den Mannheimer Hof als Abnehmer der Frankenthaler Luxusgüter ausgegangen. Durch die Umsiedlung des kurfürstlichen Hofes nach München im Jahr 1778 wurden aber weder die besagten Luxusgüter noch deren Ausgangsmaterialien jemals auf dem Kanal transportiert. Die Einfuhr bestand im Wesentlichen aus Holz, Sand, Kies, Steinen und Salz. Ausgeführt wurde Tonerde, Wein und Kohle.

1793/94 zerstörten französische Revolutionsarmeen die Kanalanlage, wodurch die Anwohner häufigen Überschwemmungen durch das gestiegene Hochwasserrisiko ausgesetzt waren.

In den folgenden Jahrzehnten verlor der Kanal immer mehr an Bedeutung. Ein Aufschwung durch die Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts und die Nutzung durch die Frankenthaler Zuckerfabrik war nur von kurzer Dauer. Im zweiten Weltkrieg wurde der Kanal endgültig zerstört. Das letzte Schiff fuhr 1944, das Hafenbecken füllte man 1954 mit Trümmerschutt auf.

 [Quelle: "Der Frankenthaler Kanal", Stadtarchiv Ludwigshafen]

 

Treidler-Statue 

Hätten Sie das gewusst?

Vor dem Einsatz von Motorschiffen wurden die Lastenkähne per Muskelkraft über den Kanal gezogen. Das sogenannte Treideln stellte zu dieser Zeit ein gängiges Berufsbild dar und kann am Rhein sogar bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Bei einem Spaziergang entlang des alten Kanals kann man den Verlauf der ehemaligen Wasserstraße erkennen und die Statue eines Treidlers, geschaffen von Martin Adam Foeller, unter schattenspenden Bäumen besichtigen.