Ansprache und Stadtführung
Stadt und Altertumsverein gedenken der Ereignisse von 1943 und der Opfer, zu denen neben Frankenthaler Bürgern auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zählten, mit zwei Veranstaltungen. Am Samstag, 23. September um 15 Uhr hält Oberbürgermeister Martin Hebich eine öffentliche Gedenkansprache vor dem Haupteingang des Rathauses.
Im Anschluss, gegen 15.30 Uhr bietet Werner Schäfer vom Frankenthaler Altertumsverein eine einstündige thematische Stadtführung an. Passiert werden dabei Rathausplatz, Zwölf-Apostel-Kirche, Forthuberhaus. Ehemaliges Kloster mit Waisenhaus und die Tom-Mutters-Schule. Schäfer macht die Ereignisse anhand von Vorher-Nachher-Fotos der einzelnen Standorte, Augenzeugenberichten und Erinnerungen von Zeitzeugen erlebbar. Für optimale Akustik sorgt eine Funkanlage mit Kopfhörern – auch für Personen mit Hörgeräten. Treffpunkt ist vor dem Haupteingang des Rathauses. Um Anmeldung wird gebeten bis spätestens 22. September, 12 Uhr, per E-Mail an stadtarchiv@frankenthal.de bzw. per Telefon an 06233 89 276 oder 06233 89 904 (Stadtarchiv Frankenthal).
Stadtarchiv sucht Zeitzeugen
Gerne nimmt das Stadtarchiv – auch unabhängig von der Teilnahme an den Veranstaltungen – Hinweise von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Angriffs von 1943 und der Kriegszeit in Frankenthal entgegen, die bereit sind, über ihre Erinnerungen zu berichten und sie für die Nachwelt festzuhalten.
Historischer Hintergrund
Lange war Frankenthal von schwereren Luftangriffen weitgehend verschont geblieben. Vier Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen und drei Jahre nach Beginn des Westfeldzugs der deutschen Wehrmacht und der Bombardierung der britischen Stadt Coventry durch die deutsche Luftwaffe am 14. November 1940 fiel im Zuge der Luftangriffe der britischen Royal Airforce auf das Deutsche Reich am 23. September 1943 um 22.45 Uhr die erste britische Bombe dieses Abends auf Frankenthal. Nur 40 Minuten später lag die Stadt in Schutt und Asche. Als die Bewohnerinnen und Bewohner am Morgen des 24. Septembers ihre Keller oder die öffentlichen Luftschutzbunker verließen, in denen sie Schutz gesucht hatten, fanden sie etwa 80 Prozent der bebauten Stadtfläche zerstört vor. Über 14.000 Menschen waren über Nacht obdachlos geworden, 38 hatten ihr Leben verloren, zahlreiche weitere Opfer des Angriffs waren schwer verletzt worden. Bisher markante Wahrzeichen der Stadt wie das Rathaus, das Landgericht, die Karolinenschule oder die beiden protestantischen Kirchen und die Kirche St. Dreifaltigkeit lagen in Trümmern. Es war der Beginn einer Folge von weiteren Luftangriffen, darunter die Attacke auf die Pestalozzischule knapp ein Jahr später am 8. September 1944, als 52 Menschen im dortigen Luftschutzbunker ums Leben kamen.
Die letzten Bomben, die auf Frankenthal fielen, waren jedoch deutsche: In der Nacht vom 21. auf den 23. März 1945 bombardierten deutsche Jagdbomber die Stadt, in der inzwischen amerikanische Artilleriestellungen errichtet worden waren.